Weimarer Gespräche

Um gesellschaftliche Probleme zu diskutieren, Lösungen zu finden und Verbindung zu schaffen. Die „Weimarer Gespräche“ sind unser Diskussionsforum im Round-Table-Format, in welchem wir Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Medien an einen gemeinsamen Tisch zu bringen, um aktuelle gesellschaftspolitische Fragen aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten.

Wandel der Öffentlichkeit – Risiken für den gesellschaftlichen Zusammenhalt

Desinformationskampagnen antidemokratischer Kräfte verändern unseren gesellschaftlichen Diskurs ebenso sehr wie Fake News und Hate Speech. Wie wir uns in der digitalen Welt informieren, wie wir miteinander kommunizieren, ist immer auch ein Spiegel des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Die Debattenkultur in den sozialen Medien ist zunehmend enthemmt, die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem verschwimmen und verändern damit auch unsere demokratische Verfasstheit. Daraus ergibt sich die Frage: Wie groß sind die Risiken der aktuellen Debattenkultur für den gesellschaftlichen Diskurs?

Zur Diskussion dieser Frage versammelten sich am 31. August 2023 23 Expertinnen und Experten im frisch renovierten Festsaal des historischen Rathauses in Weimar unter dem Titel „Wandel der Öffentlichkeit – Risiken für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

In insgesamt drei Panels tauschten sich die Fachleute – unter ihnen herausragende Persönlichkeiten wie der CDU-Fraktionsvorsitzende im Thüringer Landtag, Prof. Dr. Mario Voigt, die Vorsitzende der Versammlung der Thüringer Medienanstalten, Dr. Ute Zacharias, die Programmgeschäftsführerin von ARD Kultur, Bettina Kasten, die Abteilungsleiterin für wehrhafte Demokratie, politische Bildung und Prävention im Bundesinnenministerium, Dr. Christiane Schwarte und die Journalistin und ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann – über die Herausforderungen für Politik, Journalismus und Zivilgesellschaft aus.

Wie handeln in einer sich verändernden Medienlandschaft?

Im Fokus des ersten Panels stand der Schutz der Meinungsfreiheit und die Frage, wie Politik unter den aktuellen öffentlichen Bedingungen von ihren Ideen überzeugen und Bürgerinnen und Bürger zur Partizipation motivieren kann. Dabei stellte sich auch die Frage, ob und wie es ihr möglich ist, den Diskurs zu regulieren, um so Gelingensbedingungen für die politische Kommunikation herzustellen. Thorsten Thiel, Professor für Demokratieförderung und Digitalisierung an der Universität Erfurt, betonte dabei, wie wichtig es sei, dass Politik als etwas erfahren wird, an dem die Bürger teilhaben können – und das ihnen eine Idee eines positiven gesellschaftlichen Zusammenhalts vermittelt.

Der Einfluss des Journalismus

Im zweiten Teil der Diskussion tauschten sich die Gäste über die Rolle der Medien für eine demokratische Öffentlichkeit aus. In ihrem Einführungsstatement machte die ZDF-Journalistin Nicole Diekmann deutlich, dass es einen Journalismus mit klarer Haltung brauche, der nicht erziehen wolle, aber Grundrechtsverstöße klar benenne. Gleichzeitig, so der einhellige Tenor der Runde, sei es auch wichtig, über die Existenzbedingungen des Journalismus nachzudenken. Solle er seiner originären Aufgabe nachkommen, brauche es stabile Geschäfts- und Finanzierungsmodelle. Denkbar seien auch Kooperationen kommerzieller und öffentlich-rechtlicher Medien.

Medien- und Demokratiekompetenz

Die dritte Session drehte sich vor allem um die Wichtigkeit eines vielfältigen Bildungsangebot für den Umgang mit den neuen Medien. Sowohl Junge wie Ältere bedürften einer umfassenden Medien- und Journalismusbildung, um in der Lage zu sein, mündig an der Debatte teilzunehmen und mit der wachsenden Herausforderung von Desinfomationskampagnen umgehen zu können. Michael Panse von der Thüringer Landeszentrale für politische Bildung benannte dabei klar, wie wichtig es zudem sei, dass jeder Einzelne widerspreche, wenn menschenfeindliche Positionen geäußert werden: Die Demokratie könne nur mit Demokraten funktionieren.

Das Roundtable-Format der Weimarer Gespräche soll, gerade in diesen von Krisen und großen Herausforderungen geprägten Zeiten, zu einem offenen, demokratischen und zukunftsfähigen Selbstverständnis Deutschlands beitragen. „Mit den Weimarer Gesprächen bringt die Deutsche Nationalstiftung Menschen an einen Tisch: um gesellschaftliche Probleme zu diskutieren, Lösungen zu finden und Verbindung zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass sich die Herausforderungen unserer Zeit nur meistern lassen, wenn wir einander zuhören und verstehen. Und wenn wir all das stärken, was uns als Menschen, als Staat und als Nation zusammenhält“, so unsere Geschäftsführerin Dr. Agata Klaus.

Die Diskussionsrunde fand, wie im vergangenen Jahr, mit Unterstützung der Bertelsmann Stiftung und der Stadt Weimar statt.

WEIMARER GESPRÄCHE 2023

VERGANGENE TERMINE

Bei den Weimarer Gesprächen 2022 diskutierten Expertinnen und Experten aktuelle Studienergebnisse über die deutsche Einwanderungsgesellschaft. Unter dem Titel „Zusammenwachsen in der Einwanderungsgesellschaft“ sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über Deutschland als Einwanderungsland und entwickelten Ausblicke für eine gesunde und geeinte Bundesrepublik.

Zur Studie der Bertelsmannstiftung

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