Torsten Pötzsch, Oberbürgermeister der ostsächsischen Kleinstadt Weißwasser/O.L, erhält den Deutschen Nationalpreis 2020 für seinen starken Einsatz gegen Spaltung in seiner Kommune. Ebenfalls ausgezeichnet: Der Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung geht dieses Jahr an die Kampagne „No Hate Speech Movement“. Insgesamt sind die Preise mit 50.000 Euro dotiert.


Hamburg, 07.05.2020. Hassbotschaften und Drohungen gehören zum Alltag von Torsten Pötzsch. Auch einen Anschlag hat er schon überlebt: 2019 lockerten Unbekannte die Schrauben an den Rädern seines Privatwagens. Trotzdem lässt sich der 49-jährige Oberbürgermeister von Weißwasser in der Oberlausitz nicht beirren. Unermüdlich sucht er den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern und versucht, Zusammenhalt und Lebensqualität in seiner vom Strukturwandel gezeichneten Stadt zu stärken. Um zum Beispiel Falschmeldungen aus dem Weg zu räumen, hat Pötzsch die „OberbürgermeisterGerüchteküche“ ins Leben gerufen. Auf dem Marktplatz von Weißwasser ist er mit dem Format niedrigschwellig für alle Bürgerinnen und Bürger ansprechbar: Er stellt sich Fragen und Kritik, informiert und stellt Gerüchte richtig.

Für sein Engagement gegen Hass und Spaltung zeichnet ihn nun die Deutsche Nationalstiftung mit dem Nationalpreis 2020 aus – verbunden mit einem Preisgeld von 30.000 Euro. „Ich fühle mich sehr geehrt, als Bürgermeister einer relativ kleinen Stadt mit großen finanziellen Problemen und einem bevorstehenden Umbruch durch den Kohleausstieg mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet zu werden. Ich sehe mich dabei als Vertreter so vieler Bürgermeister in Gemeinden und Städten, die sich immer wieder Angriffen auf die eigene Person, die Familie, auf Freunde und Bekannte ausgesetzt sehen“, sagt Torsten Pötzsch.
„Kommunale Politikerinnen und Politiker, sei es im Hauptamt oder im Ehrenamt, bilden eine wichtige Stütze unserer Demokratie“, sagt Thomas Mirow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Nationalstiftung. „Umso bestürzender ist es, dass immer mehr von ihnen zur Zielscheibe extremistischer Anfeindungen und Übergriffe werden. Torsten Pötzsch stemmt sich mit großem Mut gegen diese bedenkliche Entwicklung. Dafür zeichnen wir ihn mit dem Deutschen Nationalpreis 2020 aus – stellvertretend auch für alle anderen Kommunalpolitikerinnen und -politiker, die Haltung zeigen und sich in ihren Gemeinden gegen Hass und Hetze positionieren“, so Mirow weiter.

„No Hate Speech Movement“ erhält Förderpreis

Auch der Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung verschreibt sich dem diesjährigen Schwerpunkt der Stiftungsarbeit: „Deutschland in den 20er Jahren: Was tun gegen Hass und Spaltung?“ Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung geht an das journalistische Netzwerk „Neue deutschen Medienmacher*innen“, das sich als Träger der Kampagne „No Hate Speech Movement“ gegen Online-Hetze engagiert. In Deutschland koordiniert das Netzwerk seit 2016 die vom Europarat entwickelte Kampagne. Mit dem „No Hate Speech Movement“ bieten „Neue deutschen Medienmacher*innen“ Unterstützung im Umgang mit Hassbotschaften an. Sie rufen Nutzerinnen und Nutzer in sozialen Netzwerken dazu auf, sich klar gegen Hetze zu positionieren. „‚No Hate Speech Movement‘ leistet einen wesentlichen Beitrag dazu, dass Hasspostings im Netz eingedämmt und Täterinnen und Täter angeklagt werden. Vor allem gelingt es der Kampagne, junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren“, erklärt Agata Klaus, Geschäftsführerin der Deutschen Nationalstiftung.

Preisverleihung verschoben – Gratulationskampagne startet im Juni

Die feierliche Preisverleihung des Deutschen Nationalpreises und des Förderpreises erfolgt vor dem Hintergrund der aktuellen Situation nicht wie geplant im Juni, sondern findet voraussichtlich im November in Hamburg statt. Um die Preisträger und Preisträgerinnen trotz der Verschiebung zeitnah zu würdigen, startet die Deutsche Nationalstiftung Ende Juni erstmals eine digitale Gratulationskampagne mit Glückwünschen, Statements und Videoclips von Personen aus Politik und Gesellschaft.

Mit dem Deutschen Nationalpreis ehrt die Stiftung seit 1997 Menschen, die sich für den Zusammenhalt in Deutschland und die Identität des Landes in einem vereinten Europa engagieren. Im vergangenen Jahr ging der Preis an die Holocaust-Überlebende Anita Lasker Wallfisch für ihren Einsatz gegen Antisemitismus. Den Förderpreis 2019 erhielt die Initiative JuMu Deutschland, die mit interreligiösem Dialog und Sozialarbeit Hass und Fanatismus vorbeugt.

Die überparteiliche, unabhängige und gemeinnützige Deutsche Nationalstiftung engagiert sich für eine grundsätzliche, lebendige Debatte zur Rolle und Verantwortung der deutschen Nation in einem friedlichen und geeinten Europa. Sie wurde 1993 vor dem Hintergrund der Wiedervereinigung Deutschlands durch Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt gemeinsam mit Weggefährten gegründet und steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Die Deutsche Nationalstiftung ist rein operativ tätig und konzentriert sich auf ausgewählte Projekte wie die Vergabe des Deutschen Nationalpreises, Debattenreihen und die Aktion SchulBrücken zur politischen Bildung junger Menschen.

Weitere Informationen:
www.nationalstiftung.de/nationalpreis

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