Anselm Kiefer – Nationalpreis 2023

Ob in Geschichte, Religion oder Mythologie – Anselm Kiefer setzt sich in seinen Skulpturen und Gemälden mit existenziellen Fragestellungen auseinander. Er erlangte große Bekanntheit, indem er die Tabus der deutschen Nachkriegszeit offensiv anging. Für Kiefers eindrucksvolles Wirken als kultureller Mittler zwischen Deutschland und Frankreich wurde er nun mit dem mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet.

Anselm Kiefer wurde kurz vor Kriegsende 1945 in Donaueschingen geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und Romanistik widmete Kiefer sich ausschließlich der Malerei. Er studierte zunächst an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Freiburg bei Peter Dreher, anschließend an der Kunstakademie in Karlsruhe bei Horst Antes. Nachdem er von 1971 bis 1992 in Buchen im Odenwald gearbeitet hatte, übersiedelte er nach Frankreich, wo er im südfranzösischen Barjac und seit 2007 in der Nähe von Paris arbeitet.

Das Nichtdarstellbare der jüngsten deutschen Geschichte in Bilder zu fassen, blieb lange Zeit Kiefers vorrangiges Anliegen. Die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte und nordischer Mythologie, aber auch mit Literatur und Alchemie erweiterte er Ende der 80er Jahre auf orientalische Kulturen sowie die jüdische Mystik, die einen wichtigen Platz in seinem Werk einnimmt. Nach seinem Umzug nach Frankreich beschäftigte er sich zusätzlich mit Astronomie, Philosophie und Kosmogonien verschiedener Kulturen. Kiefer schafft komplexe Kunstwerke mit symbolgeladenen Materialien wie Blei, Stroh, Sand, Pflanzen und Asche und kombiniert in seiner Arbeit Malerei, Fotografie, Holzschnitt, Künstlerbuch, Skulptur und Architektur.

Kiefers Werke sind weltweit in den bedeutendsten Museen und Privatsammlungen vertreten.
Im Jahr 2005 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 2008 erhielt er als erster bildender Künstler den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Im Februar 2023 wurde Kiefer in Paris mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet.

Leben und Werk in Frankreich
Seit 1992 lebt Anselm Kiefer in Frankreich und erfährt dort hohe Anerkennung. 2007 wurden drei seiner Arbeiten in die Sammlung des Louvre übernommen. 2011 wurde er vom damaligen Kulturminister Frédéric Mitterand mit dem „Ordre des arts et lettres“ (deutsch: Orden für Künste und Literatur) ausgezeichnet. 2015/2016 widmete das Centre Pompidou ihm eine große Retrospektive und 2020 wurden Kunstwerke von ihm im Panthéon eingeweiht – die erste Auftragsarbeit an diesem Ort seit 100 Jahren. Auf Wunsch des französischen Präsidenten Macron zeigte Anselm Kiefer 2021 im Pariser Grand Palais Ephémère Monumentalwerke zur Dichtung Paul Celans.

HANGARMUSIK und Musik-Bildungsprogramm Démos der Pariser Philharmonie – Förderpreis 2023

70 junge Musikerinnen und Musiker im Alter von 10 bis 17, zwei Nationen, ein Konzert: Anlässlich der 60-Jahr-Feier des Élysée-Vertrags spielte ein besonderes Orchester im Pariser Panthéon das Jubiläumskonzert. Das Projekt HANGARMUSIK aus Berlin sowie Teilnehmende des Musik-Bildungsprogramms Démos der Pariser Philharmonie führen Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung und aus sozialen Brennpunkten im Geiste der Musik und der Völkerverständigung zusammen. Für ihr Engagement erhalten Hangarmusik und Démos den Förderpreis der Deutschen Nationalstiftung und teilen zur Hälfte die 20.000 Euro Preisgeldsumme.

Musik fördert soziale Integration
HANGARMUSIK wurde 2016 von der Bratschistin und Orchestermusikerin Leila Weber und dem Fotografen und Musiker Andreas Knapp in der Notunterkunft für Geflüchtete im ehemaligen Flughafen Tempelhof Berlin gegründet. Kinder lernen hier – ohne musikalische Vorkenntnisse – klassische Orchestermusik zu spielen. Die für das Musizieren im Orchester erforderlichen Fähigkeiten erarbeiten sich die Kinder und Jugendlichen in gemeinsam Proben. Über die Jahre seit der Gründung hat HANGARMUSIK sich zu einem sozialen Integrationsprojekt entwickelt, in das auch Berliner Kinder und Jugendliche eingebunden sind. Das gemeinsame Musizieren und die Begegnung rund um die Musik fördern Kompetenzen im Sozialverhalten, innere Stabilität sowie kulturelle Bildung. 2022 verlieh Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Leila Weber und Andreas Knapp den „Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland am Bande“. Das Projekt gehört zudem zu den Akteuren des Programms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Deutschen UNESCO-Kommission.

Musik statt Perspektivlosigkeit
Das Projekt Démos (Dispositif d’éducation musicale et orchestrale à vocation sociale) der Pariser Philharmonie bietet armen und benachteiligten Kindern und Jugendlichen in Frankreich einen niedrigschwelligen Zugang zur künstlerischen und kulturellen Bildung. Diese hängt allzu oft von wirtschaftlichen und sozialen Faktoren sowie von der Verfügbarkeit kultureller Angebote ab. Das gilt sowohl für soziale Brennpunkte in den französischen Großstädten als auch für ländliche und strukturschwache Regionen, in denen kaum Bildungsangebote gemacht werden können. Seit 2010 fördert Démos den Zugang zu klassischer Musik: Kinder und Jugendliche können Musikinstrumente lernen und auch gleich im Orchester spielen. Auch hier gilt: Démos ist viel mehr als ein Musikprojekt. Erfahrenen Musikerinnen und Musiker sowie pädagogische und soziale Fachkräfte ermöglichen den Kindern und Jugendlichen auf Grundlage eines eigens entwickelten gruppenpädagogischen Fundaments gemeinsam kulturelle und soziale Lernerfahrungen.

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