Hamburg, 09.11.2022. Das Vertrauen in die Europäische Union schwindet. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey und der Deutschen Nationalstiftung gibt nur jeder zweite Befragte an, der EU insgesamt eher positiv gegenüberzustehen. Gleichzeitig bedeutet Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine einen tiefgreifenden Umbruch für Europa und seine Politik. Im dritten Band der Reihe „Berichte zur Lage der Nation“ der Deutschen Nationalstiftung beleuchten führende europäische Köpfe realistische Perspektiven für ein gestärktes Europa. Der Sammelband „Wende in Europa: Ausblick auf eine neue Zeit“ erscheint am 9. November im Murmann Verlag.

Zwischen Union und Nationalstaat
In seinem Vorwort benennt Thomas Mirow, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Nationalstiftung und Herausgeber des Bandes, die besondere Herausforderung, vor der europäische Politik steht: „Die vielzitierte Zeitenwende ist kein nationales Projekt, sondern eine gemeinschaftliche Anstrengung. In zentralen Themenfeldern, etwa in der Wirtschafts- und Währungspolitik, in der Außen- und Sicherheitspolitik, in Fragen von Asyl und Zuwanderung wird es unabdingbar sein, auf weitere nationale Souveränitätsrechte zu verzichten, um Europa als Ganzes handlungsfähig zu machen.“ Dieses Spannungsfeld beleuchten Autorinnen und Autoren wie die Politologinnen Daniela Schwarzer und Petra Bendel, der frühere Außenminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel, der ehemalige stellvertretende NATO-Generalsekretär Heinrich Brauß, die Schriftstellerin Juli Zeh, der Journalist und Autor Piotr Buras, Klaus Regling, bis vor kurzem Chef des Europäischen Stabilitätsmechanismus und die Europarechtlerin Anna Katharina Mangold. In ihren Beiträgen formulieren sie realistische Perspektiven für ein Europa, das nicht mehr auf die vorherbestimmte universale Ausbreitung der eigenen Werte und Prinzipien vertrauen kann und deshalb umso aktiver dafür einstehen muss.“

Europa-Skepsis ernst nehmen, aber nicht hinnehmen
Während aus fachlicher Perspektive eine gestärkte Europäische Union unverzichtbar ist, begegnen die Menschen in Deutschland der EU zunehmend skeptisch. Das zeigt die aktuelle Umfrage, die die Deutsche Nationalstiftung zur Veröffentlichung des „Berichts zur Lage der Nation“ in Auftrag gegeben hat. Zwar nimmt eine große Mehrheit (76 Prozent) der Befragten Russlands Angriff auf die Ukraine als Zeitenwende für die europäische Außen- und Sicherheitspolitik wahr; 46 Prozent erwarten, dass die EU geschwächt aus dieser Krise gehen könnte. Das Ost-West-Gefälle ist hier groß: Während 42 Prozent der Westdeutschen eine geschwächte EU erwarten, sind es 59,5 Prozent der Ostdeutschen und damit eine klare Mehrheit. Eine Stärkung der EU durch die Übertragung von mehr Befugnissen findet dennoch keine Mehrheit. So befürworten nur 21 Prozent den Gedanken, dass Deutschland mehr Befugnisse an die EU abgibt. Einen europäischen Staatenbund im Sinne der Vereinigten Staaten von Europa wünschen sich nur 35 Prozent der Befragten „Diese Skepsis muss man ernst nehmen. Aber wir sollten und dürfen sie nicht einfach hinnehmen“, so Thomas Mirow. „Umso wichtiger wird es, die Debatte um eine zukunftsfähige Europäische Union nicht nur in Fachkreisen zu führen, sondern immer wieder auch in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Ein starkes Europa braucht das Vertrauen seiner Bürgerinnen und Bürger.“

Zur Methode von Civey:
Civey befragte im Zeitraum August bis November 2022 online über 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger. Die Langzeiterhebung mit der Fragestellung „Stehen Sie ganz allgemein der Europäischen Union eher positiv oder eher negativ gegenüber“ erfolgte zwischen Mai 2019 und November 2022. Die Daten sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5%. Weitere Erläuterungen zur Methodik finden Sie hier.

Die gesamte Umfrage finden Sie hier: https://app.civey.com/dashboards/deutsche-nationalstiftung-europa-12506
Bitte beachten Sie: Da die Umfrage in Echtzeit weiterläuft, können die Zahlen zum Zeitpunkt des Abrufs geringfügig von den in der Mitteilung genutzten Werten abweichen.

Über die Deutsche Nationalstiftung
Die überparteiliche, unabhängige und gemeinnützige Deutsche Nationalstiftung wurde 1993 vor dem Hintergrund der deutschen Wiedervereinigung gegründet. Begründet wurde die Stiftung von Altbundeskanzler Helmut Schmidt gemeinsam mit Altbundespräsident Richard von Weizsäcker sowie engen Weggefährten. Der Name der Stiftung bringt die Absicht zum Ausdruck, den Nationalbegriff nicht den Nationalisten zu überlassen. Neben der Vergabe des Nationalpreises fördert die Stiftung unter anderem europäische Jugendprojekte, veranstaltet Diskussionsveranstaltungen und gibt jährlich die „Berichte zur Lage der Nation“ heraus.

Über Civey
Civey steht für Citizen Survey. Das 2015 gegründete Unternehmen hat die Markt- und Meinungsforschung grundlegend verändert: Als Technologieunternehmen liefert Civey repräsentative Momentaufnahmen und Monitorings, die dabei helfen, Märkte, Trends und Positionen besser zu verstehen. Das Unternehmen erhebt und analysiert Daten fortlaufend und in Echtzeit – und das an der Schnittstelle zwischen klassischer Statistik und Künstlicher Intelligenz.
https://civey.com/

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