Abwägen, Kontroversen aushalten, transparent kommunizieren – als Vorsitzende des Deutschen Ethikrats befasst sich die Medizinethikerin Alena Buyx mit einigen der schwierigsten Fragen, vor denen die Gesellschaft während der Corona-Pandemie steht. Für ihr herausragendes Engagement wurde sie nun mit dem mit 30.000 Euro dotierten Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet
Als vollapprobierte Ärztin und Neurologin kennt sich Alena Buyx in medizinischen Fragen aus, dieses Fachwissen ist hilfreich während der Corona-Pandemie. Dass sie parallel zum Medizinstudium auch noch Philosophie und Soziologie studiert und sich seitdem der Medizinethik verschrieben hat, qualifiziert sie einzigartig für die Tätigkeit im Deutschen Ethikrat. Bereits seit 2016 gehört die Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien der Technischen Universität München dem Ethikrat an. Im Mai 2020, wenige Wochen nach Ausbruch der Pandemie in Deutschland, wurde sie in den
Vorsitz gewählt. Der Ethikrat ist in der Coronakrise stärker als je zuvor gefordert. Seitdem hat sie in der ehrenamtlichen Funktion viel zu tun, in der Coronakrise ist der Ethikrat stärker gefragt denn je. Triage, die Frage der Impfpflicht, Impfreihenfolge oder Sonderrechte für Geimpfte stellen die Politik vor schwierige Entscheidungen. Durch die gesamte Gesellschaft ziehen sich die oft emotional geführten Debatten über Gerechtigkeit und Grundrechte. Mit fundierten Abwägungen und Expertise trägt der Ethikrat in dieser Zeit immer wieder zur Versachlichung der Debatte bei und spricht Empfehlungen aus. Besonders präsent in der öffentlichen Wahrnehmung ist dabei Alena Buyx. Unermüdlich bezieht sie in den Medien Stellung, begründet nachvollziehbar die Empfehlungen des Ethikrats und stellt auch ihren eigenen Standpunkt transparent dar.
Medizinethische Expertise hat Alena Buyx schon vor ihrer Tätigkeit im Deutschen Ethikrat nicht nur aus der Wissenschaft geschöpft: Von 2009 bis 2012 war sie stellvertretende Direktorin eines britischen Ethikrats, des Nuffield Council on Bioethics. Ihr von Anfang an interdisziplinär angelegter Werdegang ist auch im Ethikrat nicht selbstverständlich – dabei ist hier die Zusammenarbeit über fachliche Grenzen hinweg Programm. Das 24-köpfige Gremium vereint Juristinnen, Naturwissenschaftler, Philosophinnen. Einmal im Monat kommt der Rat zusammen und berät, häufig zu Anfragen aus der Politik. Dabei trägt er zunächst alle
Standpunkte zusammen, diskutiert und wägt ab. Nicht immer gelingt es den Mitgliedern, am Ende zu einer einstimmigen Empfehlung zu kommen. Das sei auch gar nicht der Auftrag des Ethikrats, erklärt Buyx. „Ich verstehe es in solchen Fällen als unsere Aufgabe, die Kontroverse transparent darzustellen. Eine Demokratie lebt ja auch von Debatten.“
Bildquelle: [Alena Buyx] Credits: Andreas Heddergott/TUM.
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