Ein Mensch.
Als Pianist und politischer Aktivist ist Igor Levit ein "Glücksfall". Denn Igor Levit ist nicht nur ein bedeutender Musiker, sondern auch ein engagierter Staatsbürger, dem unser gesellschaftlicher Zusammenhalt am Herzen liegt. Ihn beschäftigen besonders Themen wie Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus. So gab er 2018 seinen Echo, den er vier Jahre zuvor erhalten hatte, wegen der Auszeichnung zweier Rapper zurück und erklärte: „Antisemitischen Parolen eine solche Plattform und Auszeichnungen zu geben, ist unerträglich.“ Eine Morddrohung nahm er zum Anlass, sich im Berliner Tagesspiegel mit einem Gastbeitrag unter dem Titel „Habe ich Angst? Ja, aber nicht um mich“ mit zunehmendem Antisemitismus auseinanderzusetzen. Igor Levit engagiert sich besonders eindrucksvoll durch zahlreiche Solidaritätskonzerte und durch sein neues Album, dessen Erlöse dem Kampf gegen Antisemitismus zugutekommen.
Darüber hinaus setzt sich Levit für viele weitere gesellschaftliche Belange ein. So verkaufte er Anfang März 2021 die 840 Notenblätter seiner Live-Darbietung von Erik Saties Vexations, um Musiker in der Pandemie zu unterstützen. Unter dem Motto "Flügel statt Flügel" protestierte er bereits 2020 gemeinsam mit anderen Musikern vor dem Potsdamer Landtag musikalisch gegen die rechtsextreme Strömung "Der Flügel" innerhalb der AfD. Als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen unterstützte Igor Levit im selben Jahr die Demonstration im Dannenröder Forst mit einem Auftritt am Klavier im Wald. Zuvor spielte er mit seinem Klavier auf der Straße für Friday for Future. Künstlerisch gilt Igor Levit als "Glücksfall" für das heutige Konzertgeschehen (Süddeutsche Zeitung) und als einer der "bedeutendsten Künstler seiner Generation" (New York Times). Im Frühjahr 2019 erhielt er einen Ruf als Professor für Klavier an die Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.
Seit Frühjahr 2019 ist Igor Levit zudem künstlerischer Leiter des Internationalen Musikfestivals Heidelberger Frühling. Mit dem Lucerne Festival rief er das mehrtägige "Klavierfest" ins Leben, zu dem er Künstler versammelt, die ein breites Spektrum an Klaviermusik präsentieren und sich Zeit für echte Begegnungen nehmen - untereinander und mit dem Publikum.
Mit Igor Levit erhält ein Ausnahmekünstler und engagierter Bürger den Deutschen Nationalpreis 2024, der vor allem als Mensch in den Vordergrund tritt, den die Strömungen und Auseinandersetzungen seiner Zeit betreffen, berühren und auf gar keinen Fall gleichgültig lassen. Ganz im Sinne des jiddischen Wortes "Mentsch", das einen ehrenhaften, umsichtigen Menschen bezeichnet.